Werden Metalle, aber auch Keramik und andere Stoffe über ihren Schmelzpunkt hinaus erhitzt, so geraten ihre Atome in ungeordnete Bewegung (Brownsche Bewegung). Sobald der Stoff abkühlt, bilden diese sofort wieder ein regelmäßiges Atomgitter, wie auf dem Pausenhof spielende Kinder, die sich auf Zuruf des Lehrers in eine Reihe stellen.
Die Bildung des Kristallgitters geschieht natürlich nicht augenblicklich. Beim Übergang von der Schmelze zum Festkörper benötigen die Atome des Metalls oder Keramikstoffes eine bestimmte begrenzte Zeit, um ihre geordnete Position einzunehmen.
Diese Zeitspanne hat bei Metallen die Größenordnung einer Hunderttausendstel- oder Millionstelsekunde. Die Abkühlrate beträgt demnach 105-108 °C/sec. Allerdings existieren hierzu keine genauen Forschungserkenntnisse. Wenn der Stoff schneller als diese Abkühlrate abgeschreckt wird, ergibt sich ein Übergangszustand:
Dieser Übergangszustand ist gleichzeitig polykristallin wie ein gewöhnliches Metall und nicht-kristallin und wird daher als amorphe Legierung bezeichnet. Da eine derart schnelle Abschreckung praktisch nicht umzusetzen ist, werden Silizium oder Bor als Lückenelemente eingesetzt, um auch bei geringerer Abkühlrate einen amorphen Zustand erreichen zu können. Amorphe Legierungen werden, wie die Abbildung zeigt, durch Aufgießen der Schmelze auf eine schnell rotierende Walze hergestellt, wobei extrem dünne Metallfolien entstehen. Die so gefertigten Legierungen besitzen 1.) gute mechanische Eigenschaften, 2.) hohe Korrosionsresistenz und 3.) einen hohen elektrischen Widerstand. Heute werden sie z.B. in akustischen Aufnahmeköpfen eingesetzt.